Auch im Jahr 2021 bleibt erstmal alles anders. Die Covid-Nachrichten hängen einem schon zum Halse raus und die eigene Psyche schont man am besten, wenn man keine Nachrichten mehr schaut. Nicht nur sportliche Wettkämpfe, sondern auch Schwimmen in einem Schwimmbad sind nur privilegierten Leuten möglich. Der Breitensport sowie der ambitionierte Altersklassensport bleiben auf der Strecke. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und bestimmt wird bald alles wieder normal. (Klopf auf Holz).
Ich habe kurzum im März mein Homeoffice für 5 Wochen nach Lanzarote verlegt und konnte dort neben meiner Tätigkeit als Grafik Designerin ein gutes Pensum in Sachen Triathlon trainieren. Am meisten genoss ich zu Beginn meines Aufenthaltes natürlich das Schwimmen, da ich immer in den Pool springen konnte, wann ich wollte. Ein Traum! Nach 4 Wochen Vorbereitung machte sich die erste Müdigkeit breit und ich freute mich auf ein paar ruhigere Tage. Zusammen mit den Mädels aus meinem kleinen neuen Trainingssquad, Steffi Steinberg und Melanie Baumann, schmiedeten wir spontan den Plan, bei der Challenge Gran Canaria zu starten. Die Mitteldistanz sollte am 24.04.2021 mit einem auf 400 Athleten begrenzten Starterfeld stattfinden. Das viele Training macht natürlich auch ohne Wettkämpfe Spaß, doch so manche Einheit würde man ohne ein konkretes Wettkampfziel sicherlich nicht umsetzen. Das sehen die meisten Triathleten wahrscheinlich ähnlich, denn das Starterfeld der PRO-Athleten für die Challenge war enorm groß und gut besetzt. „Endlich wieder racen und Spaß haben“, war unser Motto.
Das Reisen in der aktuellen Krisenzeit sorgt für ein bisschen mehr Nervenkitzel als sonst. Habe ich alle Dokumente zur richtigen Zeit am richtigen Ort? Habe ich aus Versehen im Online-Meldeformular angeklickt „Ja, ich bin Corona-positiv…“ (kleiner Seitenhieb in Richtung Steffi ;-)), etc. Man kann also schon von einem ersten Erfolg sprechen, wenn man samt Gepäck am Zielort ankommt. Dies war uns allen gelungen und unser kleiner Squad war wieder beisammen und freute sich auf das Rennen, auf dem medial alle Augen lagen, da es das erste europäische Rennen dieser Art in dem neuen Jahr war.
Die Location und die Rennstrecken waren super. Schwimmen über 2 Runden mit Neo am Anfi Beach im türkisfarbenen Meer mit einem „Australian Exit“. Radfahren über 4 Runden (Wendepunkte auf der Straße) entlang der Küste, was bedeutete, dass es Gran-Canaria-typisch nie flach war und sich über die 90 km stolze 1.300 Höhenmeter summierten. Widererwartend flaches Laufen an der Promenade mit 3 Wendepunkten, was die letzte Disziplin sehr kurzweilig machte. Das Highlight war das Ziel auf der kleinen künstlich angelegten Insel unter Palmen, auf feinstem grünen Rasen und Blick aufs blaue Meer.
Im Grunde lief alles wie gewohnt ab, außer dass man eine Maske trug und immer genügend Abstand hielt. Für die PROs gab es ein kurzes Racebriefing, sogar eine Siegerehrung nach dem Rennen im kleinen Kreis.
Der Start erfolgte für die PRO-Männer um 8 Uhr, gefolgt von den PRO-Frauen ein paar Minuten später. Danach durften alle anderen Athleten via Rolling-Start ins Wasser. Ich befand mich während des Schwimmens überwiegend in einer kleinen Gruppe von noch zwei weiteren Athletinnen. Der „Australian Exit“ mischt das Feld meist noch ein wenig um und man muss dort aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren. Gerade ich, als große schwere Athletin, die beim Laufen durch den Sand die Eleganz eines Elefanten aufweist, habe da meine Mühen und der Puls schießt mir in die Höhe. Viele Räder waren schon weg, als ich in die erste Wechselzone kam und nun begann meine Aufholjagd. Direkt nach dem Aufsteigen aufs Rad wartete ein steiler kurzer Anstieg und man hatte ehrlich gesagt etwas Schiss – war man doch nicht mehr so richtig in Übung nach der langen Wettkampfpause – ob das alles mit dem Aufsteigen und in die Schuhe schlüpfen gutgehen würde. Naja, ein Missgeschick während eines Rennens sollte reichen. Ich hatte nämlich schon meinen WAHOO-Radcomputer im Hotel vergessen und war nun gezwungen nach Gefühl zu fahren. Das war aber gar nicht so verkehrt. Die Strecke war ein ständiges hoch und runter und in den Kreisverkehren und Kurven teilweise etwas technisch. Leider passierte mir noch ein weiteres Missgeschick in Form einer abgeschmissenen Kette. Und dies gleich zweimal an exakt der gleichen Stelle. Was der Grund dafür war, ist mir noch immer ein Rätsel. Jedenfalls habe ich beim ersten Mal etwas länger benötigt, die Kette während der Fahrt per Hand wieder auf das Kettenblatt zu legen. Beim zweiten Mal hatte ich ja Übung.
Die geplante Aufholjagd fiel leider weniger erfolgreich aus als erhofft, doch dies entmutigte mich nicht für den weiteren Rennverlauf. Das Laufen fühlte sich gut an (auch das ist bei mir schon ein Erfolg) und ich hatte keinen Einbruch während des gesamten Halbmarathons. Auf Platz 12 erreichte ich das Ziel nach 4:33:55 Stunden. Ein wirklich schönes Rennen, was ich gerne weiterempfehle! Nun starte ich in die finale Vorbereitung für meine geplante Langdistanz an der Costa Brava am 30. Mai.